Sehr gerne, hätten wir folgende Überschrift gewählt: „Der Palliativdienst Mittelschwaben feiert sein 5 jähriges Bestehen“. Leider kann aufgrund der Corona Pandemie eine Feier in diesem Jahr dazu nicht stattfinden.
Anfang Februar vergangenen Jahres wurde auch die ambulante Palliativversorgung sehr durcheinander gewirbelt. Der Palliativdienst hat die Aufgabe, schwerstkranke Menschen mit einer unheilbaren Erkrankung mit dem Ziel zu begleiten, schwere Symptome wie z.B. Atemnot oder Schmerzen zu lindern, um ihnen die Möglichkeit zu geben, ihrem Lebensende selbstbestimmt und mit Würde entgegentreten zu können.

Gerade am Anfang der Pandemie gab es viel Unsicherheit und Ängste, denn all unsere Patienten gehören natürlich in die Risikogruppe. Viele hatten Sorge vor einem Krankenhaus Aufenthalt „da kann mich doch keiner mehr besuchen, …“ oder „Kann ich zu Hause bleiben wenn ich am Corona Virus erkranke?“
Die ersten großen Fragen im Team waren „Wie können wir unsere Patienten weiterhin bestmöglich begleiten? Wie schützen wir uns vor einer Ansteckung, um auch die weitere Ausbreitung des Virus zu vermeiden?“ Nähe ist ein Grundsatz aus der Palliativmedizin. Eine Berührung, eine Umarmung kann einem Menschen in Not, einem trauernden Angehörigen helfen – „wie soll das mit 2m Abstand gelingen?“ – es stürmten Berge von Fragen auf uns ein. Das Team hat sich schnell Gedanken gemacht und seine Arbeitsabläufe und Strukturen den neuen Gegebenheiten angepasst. Zügig wurde ein Hygiene- und Handlungskonzept erarbeitet und ausreichend von der benötigten Schutzausrüstung angeschafft. Durch die gute Vorbereitung stand das Konzept bereits als die ersten Corona Fälle Anfang / Mitte März 2020 in den Landkreisen Günzburg und Neu-Ulm aufgereten sind. Das gute Konzept hat sich bis heute bewährt. Das Team war ohne Unterbrechung durch Ausfälle stets handlungsfähig und es gab keine Infektionen die durch eine Übertragung durch die Mitarbeiter an die Patienten oder umgekehrt stattgefunden haben.

Ein sehr großer Einschnitt und Herausforderung war und ist leider immer noch, die extreme Einschränkung der Kontakte zwischen den Mitarbeitern und zu unseren Netzwerkpartnern. Das regelmäßige Treffen zum Austausch mit den ambulanten Hospizvereinen mussten wir leider absagen. Ein großes Glück war, dass die Digitalisiertung im Team schon vor der Pandemie sehr gut ausgebaut war. Über unsere elektronische Patientenakte unserer Dienstsoftware, haben alle Mitarbeiter jederzeit Zugriff auf alle wichtigen Informationen. Die z.B. so wichtige gemeinsame Patienten Besprechung musste jetzt über Videokonferenz stattfinden – ungewohnt, aber wir waren sehr froh, dass wir von Beginn an die Möglichkeit hatten, den Austausch ohne Unterbrechung weiter fortsetzen zu können und auch gleichzeitig die gesetzlichen Anforderungen umsetzen zu können. Das Team wurde in zwei Gruppen aufgeteilt und es wurde blockwochenweise gearbeitet. Die Kontakte in unserem Büro waren darauf beschränkt, dass benötigtes Material dort abgeholt wurde und die entsprechende Kollegin die anderen organisatorischen Arbeiten von zu Hause erledigt hat. Es war zu Beginn ein tägliches überprüfen und anpassen an die sich ständig ändernden Auflagen. An jedem Tag wurde überlegt, ob wir durch weitere Veränderungen die ungewohnten Abläufe weiter verbessern können. Immer mit dem Ziel, jederzeit weiter gut für unsere Patienten sorgen zu können, auch wenn z.B. eine Quatantäne Auflage kommen würde.

Wir stehen in engen Kontakt mit den Menschen die wir betreuen. Dies hat sich auch durch die angepassten Maßnahmen in Corona Zeiten nicht geändert. Es werden regelmäßig Telefonate geführt und es finden unverändert Hausbesuche statt. In Krisensituationen sind wir rund um die Uhr auch am Wochenende für unsere Patienten erreichbar. Selbst für den Fall, dass ein Mensch an Covid-19 erkrankt und nicht in die Klinik eingewiesen werden möchte, und so es denn sein muss, lieber zu Hause sterben möchte, sind wir gerüstet. Schwere Symptome wie Fieber, Luftnot oder Angst, können auch in Corona-Zeiten adäquat zu Hause gelindert werden.

Wir freuen uns schon alle sehr, wenn die Corona-Zeiten passé sind und wünschen Ihnen und Ihren Familien das Beste.